Akademik

Iran
Persien (veraltet)

* * *

Iran; -s, (auch:) der; -[s]:
Staat in Asien:
die Hauptstadt von I./des -s/des I.

* * *

Iran,
 
 
Kurzinformation:
 
Fläche: 1,65 Mio. km2
 
Einwohner: (2000) 76,4 Mio.
 
Hauptstadt: Teheran
 
Amtssprache: Persisch
 
Nationalfeiertage: 11. 2. und 1. 4.
 
Währung: 1 Rial (RI.) = 100 Dinars (D.)
 
Zeitzone: 1430 Teheran = 1200 MEZ
 
amtlich Farsi Jomhori-e Islami-e Iran, deutsch Islamische Republik Iran, Staat in Vorderasien, mit 1,65 Mio. km2 mehr als viermal so groß wie Deutschland, (2000) 76,4 Mio. Einwohner. Hauptstadt ist Teheran, Amtssprache Persisch. Währungseinheit: 1 Rial (RI.) = 100 Dinars (D.). Uhrzeit: 1430 Teheran = 1200 MEZ.
 
 Staat und Recht:
 
Verfassung:
 
Nach der durch Referendum vom 2. und 3. 12. 1979 gebilligten Verfassung (mit umfangreichen Änderungen vom 28. 7. 1989) ist Iran eine Islamische Republik mit Präsidialsystem, die sich in ihren politischen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen an der Ethik und dem Recht des Islam schiitischer Richtung auszurichten hat. Die Verfassung sichert den einzelnen Bevölkerungsgruppen einschließlich der ethnischen Minderheiten gleiche Rechte zu.
 
Nominell höchste Autorität des Landes ist der von einem religiösen Sachverständigenrat gewählte Führer (Wilayat-e Fakih) der islamischen Revolution und Stellvertreter des Imam. Staatsoberhaupt und Regierungschef ist der mit weitgehenden Befugnissen ausgestattete Staatspräsident, der direkt auf 4 Jahre gewählt wird (einmalige Wiederwahl möglich). Er bestimmt die Richtlinien der Innen-, Außen- und Wirtschaftspolitik, ernennt den Vizepräsidenten und schlägt die Mitglieder des Kabinetts vor, die des Vertrauens des Parlaments bedürfen. Dem Präsidenten untersteht auch der Nationale Sicherheitsrat mit weit reichenden Kompetenzen. Die Legislative liegt beim Einkammerparlament (Madjlis; 290 Abgeordnete, für 4 Jahre gewählt; 5 Mandate sind für Angehörige religiöser Minderheiten reserviert). Für eine Direktwahl sind 50 % der abgegebenen Stimmen erforderlich. Wird diese Quote nicht erreicht, ist eine Stichwahl zwischen den beiden erstplatzierten Kandidaten erforderlich. Alle Gesetze und Verordnungen bedürfen der Zustimmung des Wächterrates (6 vom Führer der islamischen Revolution ernannte islamische Rechtsgelehrte und 6 vom Parlament gewählte Juristen), der ihre Vereinbarkeit mit den Prinzipien des Islam zu prüfen hat.
 
Parteien:
 
Obwohl in der Verfassung die Vereinigungsfreiheit festgeschrieben ist, spielen Parteien bei der politischen Willensbildung und bei Wahlen kaum eine Rolle.
 
Wappen:
 
Das in Form eines Globus gestaltete Wappen (seit 1980) in Grün (auf der Staatsflagge in Rot) zeigt links und rechts außen je einen Halbmond, dazwischen unter einem Doppelungszeichen die Buchstaben des Wortes »Allah«. Die Senkrechte in der Mitte stellt ein stilisiertes Schwert mit der Spitze nach unten dar.
 
Nationalfeiertage:
 
Nationalfeiertage sind der 11. 2. (zur Erinnerung an die offizielle Absetzung des Schahs 1979) und der 1. 4. (»Tag der Islamischen Republik«; erinnert an die Proklamation der Republik 1979).
 
Verwaltung:
 
Iran ist in 28 Provinzen (Ostan), 196 Gouvernements (Schahrestan) und 501 Distrikte (Baksch) eingeteilt.
 
Recht:
 
1982 wurden alle Gesetze des früheren Regimes, die den islamischen Postulaten zuwiderliefen, außer Kraft gesetzt sowie alle vorrevolutionären Gerichte beseitigt. 1987 ordnete Khomeini die Bildung klerikaler Gerichte an. Ferner existiert ein System von Kisas (»Vergeltung«), das im Wesentlichen auf Schnellverfahren beruht. Im Juli 1996 trat ein am 28. 11. 1995 vom Parlament beschlossenes neues Strafrecht auf der Grundlage der Scharia in Kraft. An der Spitze des Rechtswesens steht ein vom Führer der islamischen Revolution für fünf Jahre ernannter Oberster Richter, der den Justizminister vorschlägt, die Gerichtsorganisation festlegt und die Richter ernennt (Frauen können nicht Richter werden). Oberste Gerichtsinstanz ist das Oberste Gericht, das die Rechtsprechung der Instanzengerichte überwacht.
 
Streitkräfte:
 
Die Gesamtstärke der Wehrpflichtarmee (Dienstzeit 24-30 Monate) beträgt 400 000 Mann. Die Elitetruppen der Revolutionsgarden (Pasdaran; 250 000 Mann) zählen ebenso wie die Gendarmerie (50 000 Mann) zu den paramilitärischen Kräften. Anfang 1992 wurden die reguläre Armee und die Pasdaran-Einheiten unter ein gemeinsames Kommando gestellt. Das in drei Armeen gegliederte Heer (350 000 Soldaten) umfasst drei Panzer- und sieben Infanteriedivisionen, eine Luftlandebrigade, drei Brigaden Spezialkräfte, fünf Artilleriegruppen und 12 Flugabwehrbataillone HAWK. Die Luftwaffe hat 35 000, die Marine 15 000 Mann. Die Ausrüstung besteht im Wesentlichen aus etwa 1 000 Kampfpanzern (v. a. T-72 und T-59), 400 Kampfflugzeugen (chinesische F-6/F-7, amerikanische F-4 Phantom, F-5 Tiger und F-14 Tomcat, russische Su-24, MiG-27/-29/-31), drei Zerstörern, fünf Fregatten/Korvetten, fünf U-Booten und rd. 60 Kleinen Kampfschiffen. - Etwa 15 % der Staatsausgaben werden für die Streitkräfte verwendet.
 
 Landesnatur und Bevölkerung:
 
Landschaft:
 
Das Staatsgebiet umfasst den größten Teil des Hochlands von Iran einschließlich seiner Randgebirge sowie einen schmalen Streifen von Tiefländern und Senkungszonen im Norden, Süden und Südwesten. Das Hochland von Iran und seine Randgebirge sind ein Teil des alpidischen Gebirgsgürtels, der, überwiegend von Westen nach Osten verlaufend, Europa und Asien durchzieht und sich vom Ararat-Hochland nach Osten zu gabelt in die nördlichen (Elburs, bis 5 671 m über dem Meeresspiegel, nordostiranisches Gebirge) und südlichen (Zagrosgebirge, über 4 500 m über dem Meeresspiegel) Randgebirge. Dazwischen erstrecken sich von Gebirgsketten gekammerte abflusslose Becken, die zum Teil fast vegetationslos sind und im Osten eine gewisse Begrenzung durch die von Norden nach Süden verlaufenden Gebirge finden. Diese Binnenwüsten, ein 1 000 km langer und 200-400 km breiter Gürtel, sind mit Schutt, Flugsand oder Salzton überdeckte Flächen (Dasht-e Kawir, Wüste Lut). Die Wüste Lut ist mit 250 m über dem Meeresspiegel die tiefste Senke des Hochlands von Iran und eine der extremsten, heißesten Wüsten der Erde. Basaltgebirge und Vulkankegel besonders im Norden und Westen des Landes sowie häufige, schwere Erdbeben zeugen von aktiver tektonischer Tätigkeit, besonders im Bereich der Randgebirge im Norden (Grenze der Iran. gegen die Eurasiatische Platte) und Süden (Iran. gegen die Arabische Platte).
 
Klima:
 
Das Hochland von Iran gehört zum großen Trockengürtel der Erde. Die Randgebirge im Westen und Süden empfangen Winterregen, sodass Feldbau ohne Bewässerung möglich ist. Die Niederung am Kaspischen Meer und die Nordflanke des Elburs erhalten reichlich Niederschläge zu allen Jahreszeiten. Dementsprechend gehören die dortigen Landschaften Gilan, Masenderan und Gorgan zu den am dichtesten besiedelten Gebieten Irans. In den Wüstenbecken des zentralen Hochlands ist eine landwirtschaftliche Nutzung nur in Oasen mithilfe künstlicher Bewässerung möglich. Die Sommer sind im Hochland trocken und sehr heiß, in den Tiefländern am Persischen Golf sehr schwül und heiß. Die Winter sind nur im Süden und in den Wüstenbecken geringer Meereshöhe mild. Die nördlichen Randgebirge und die Hochtäler im Nordwesten haben strenge Winter und eine mehrmonatige Schneedecke.
 
Alle großen Wüstenbecken Zentralirans sind abflusslos; die von den Randgebirgen kommenden Flüsse versiegen im Schutt oder bilden bei Schneeschmelze flache periodische Endseen über den Salztonebenen. Die kurzen, dem Kaspischen Meer oder Persischen Golf zuströmenden Flüsse haben stark schwankende Wasserführung. Nur wenige können durch Staudämme reguliert und für die Wasserversorgung des Binnenlandes herangezogen werden.
 
Vegetation:
 
Die natürliche Pflanzenwelt ist im Innern dürftig; die Randgebirge und die Berge im Nordwesten waren ursprünglich bewaldet; heute sind die Baumbestände fast überall zu lockeren Gehölzformationen degradiert, nur am Kaspischen Meer gibt es artenreichen Wald; rd. 55 % der Fläche sind Wüste.
 
Kulturlandschaft:
 
Dauersiedlung und Anbau sind in Iran nur inselhaft möglich. Selbst im Nordwesten wird das Agrarland immer wieder durch Ödland unterbrochen. Im zentralen Hochland beschränken sich Landwirtschaft und städtische Siedlung auf wenige Oasenstandorte. Schwerpunkte von Siedlungen und Wirtschaft finden sich in den Becken und Tälern der Gebirgsumrahmung, im Gebirgsknoten des Nordwesten und am Kaspischen Meer.
 
Bevölkerung:
 
Etwa 27,5 Mio. Menschen sprechen Neupersisch (Farsi), weitere 17 Mio. verwandte indogermanischen Sprachen (v. a. Kurdisch). Bedeutendste Minderheitsgruppen sind die Aserbaidschaner (rd. 13,4 Mio.) u. a. türksprachige Völker, Kurden, Araber (rd. 0,5 Mio.) und Armenier. Dazu kommen seit 1979 etwa 2 Mio. Flüchtlinge aus Afghanistan, deren Rückführung 1993 begonnen hat. Nach einer Erhebung von 1994leben 58 % der Bevölkerung in Städten, 41 % in ländlichen Siedlungen; 1 % sind Nomaden. Die Geburtenziffer wurde 1993 auf 35 ‰, die Sterbeziffer auf 7 ‰ geschätzt; mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 15 Jahre. Seit der islamischen Revolution sind über 1 Mio. Menschen in das westliche Ausland geflohen oder abgewandert.
 
Religion:
 
Der zwölferschiitische Islam (Imamiten) ist nach Art. 12 der Verfassung Staatsreligion. Christen, Juden und Parsen sind gesetzlich als religiöse Minderheiten anerkannt. Den Bahai wird diese Anerkennung verweigert, da sie offiziell als dem Islam »Abtrünnige« gelten. Rd. 98 % der Bevölkerung sind Muslime. Mit über 90 % bilden die Schiiten die Mehrheit der iranischen Muslime. Zum sunnitischen Islam bekennt sich die Mehrheit der Kurden und Belutschen. - Die größte religiöse Minderheit bilden die über 300 000 Bahai. Die rd. 250 000 Christen gehören der armenischen Kirche (Katholikat von Kilikien), armenisch-katholischen Kirche, Assyro-Chaldäischen (ostsyrischen) Kirche (»Nestorianer«), griechisch-orthodoxische Kirche (Patriarchat von Antiochien) und der mit der katholischen Kirche unierten Chaldäischen Kirche an; für die rd. 5 000 Katholiken des lateinischen Ritus besteht das exemte Erzbistum Isfahan. Noch kleinere Minderheiten bilden die Parsen (21 000) und Mandäer. Die jüdische Gemeinschaft hat rd. 45 000 Mitglieder, die größten jüdischen Gemeinden bestehen in Teheran, Schiras und Isfahan.
 
Bildungswesen:
 
Die achtjährige Schulpflicht umfasst das 7.-14. Lebensjahr, der Unterricht ist unentgeltlich. Auf die fünfjährige Primarschule baut die siebenjährige Sekundarstufe (mit drei- und vierjährigem Zyklus) auf. Die Entwicklung des Bildungswesens stand unter den Gesichtspunkten der Reislamisierung, des Abbaus der Koedukation und des »Kad-Plans« (1981), durch den nach chinesischem Vorbild eine praktische und theoretische Einführung in die landwirtschaftliche und industrielle Berufswelt erfolgt, ausgedehnt auch auf die Oberstufe. Die Analphabetenquote beträgt 26,7 %. Es gibt rd. 35 Universitäten und Hochschulen (14 in Teheran), die durch die »freie Universität« ergänzt wurden, um universitäre Ausbildung auch in entlegenen Landesteilen zu ermöglichen.
 
Publizistik:
 
Presse: Die Verfassung von 1979 garantiert Pressefreiheit im Rahmen der religiösen Grundsätze des Islam. Das Pressegesetz von 1979 schreibt für jede Veröffentlichung eine Genehmigung (Lizenz) vor und stellt Verstöße gegen die Grundsätze des Islam unter strafrechtlicher Verfolgung; auch die Berichterstattung ausländischer Korrespondenten ist stark eingeschränkt. Die wichtigsten Tageszeitungen sind »Ettelaat« (gegründet 1925), »Kayhan« (gegründet 1941, täglich mit einer englischen und einer arabischen Ausgabe); ferner erscheinen seit 1985 »Abrar«, »Risalaat«, einige weitere Tageszeitungen und eine Reihe von Zeitschriften (alle in der Hauptstadt). - Staatliche Nachrichtenagentur: »Islamic Republic News Agency - IRNA«, gegründet 1934, seit 1980 unter diesem Namen. - Rundfunk: Die staatliche Rundfunkverwaltung »Islamic Republic of Iran Broadcasting - IRIB«, gegründet 1940, Sitz Teheran, verbreitet den Hörfunkdienst »Sedaye Jomhori-e Islami-e Iran« (Stimme der Islamischen Republik Iran) mit mehreren landesweiten Hörfunkprogrammen sowie einen Auslandsdienst in persischen und zahlreichen weiteren Sprachen, darunter Deutsch. Der Fernsehdienst »IRIB Television«, gegründet 1958 als amerikanisches Privatunternehmen, 1979 verstaatlicht, sendet landesweite sowie Regionalprogramme in Persisch und Minderheitensprachen. 1994 wurde vom Parlament die Installation und Benutzung von Satellitenschüsseln verboten.
 
 Wirtschaft und Verkehr:
 
Wirtschaft:
 
Vor der islamischen Revolution 1979 gehörte Iran zu den Staaten mit den höchsten Wachstumsraten. Der Krieg mit Irak (1980-88), die teilweise Isolation des Landes, hohe Zuwachsraten der Bevölkerung und wechselnde wirtschaftspolitische Vorgaben lassen seitdem die Volkswirtschaft weitgehend stagnieren. Das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung sank von (1978) 2 500 US-$ auf (1993) 1 900 US-$. Basis der Wirtschaft ist der Erdölsektor mit (1993/94) 20 % Anteil am BIP und 80 % des Exportwertes. Anhaltend hohe Inflationsraten (30-100 %) haben bereits mehrfach zur Abwertung des Rial geführt.
 
Landwirtschaft:
 
Im Agrarsektor erwirtschafteten (1994) 21 % der Erwerbstätigen 27 % des BIP. Weniger als die Hälfte der Gesamtfläche ist für eine land- oder forstwirtschaftliche Nutzung geeignet; 44,1 Mio. ha werden als Dauerwiesen und -weiden ausgewiesen, 18,0 Mio. ha als Wald. Wegen des ariden Klimas werden 39 % der 14,8 Mio. ha Ackerland bewässert. Angesichts des hohen Bevölkerungswachstums stagniert seit 1980 trotz steigender Erträge die Nahrungsmittelerzeugung je Einwohner. Für den Ackerbau sind nur die nordwestlichen Landesteile sowie die Gebirgstäler und -randzonen bei künstlicher Bewässerung (oft mittels kilometerlanger unterirdischer Stollen; Kanat) geeignet. Ein besonderer agrarischer Gunstraum ist das südkaspische Küstentiefland; es ist das wichtigste Anbaugebiet für Reis, Zitrusfrüchte und Baumwolle und das einzige für Tee; im übrigen Land dominiert der Weizen- und Gersteanbau. Der Tabakanbau (in West-Aserbaidschan) ist Staatsmonopol. Der Mohnanbau zur Opiumgewinnung wurde 1979 im ganzen Land verboten. Weitere wichtige Anbauprodukte sind Zuckerrüben sowie besonders auch für den Export Frischobst (v. a. Äpfel, Weintrauben, Melonen), Trockenfrüchte und Pistazien. Bei Datteln liegt Iran mit einer Erntemenge von (1992) 635 000 t (17 % der Weltproduktion) weltweit an 1. Stelle. 1990/91 mussten Nahrungsmittel im Wert von 2,1 Mrd. US-$ importiert werden (besonders Weizen, Fleisch und pflanzliches Speiseöl). Die wenig erfolgreichen Agrarreformen der Schah-Zeit sind zwar nicht revidiert worden, aber die islamische Regierung ist an einer Eigentumsreform nicht interessiert. Deshalb gibt es wieder verbreiteten Großgrundbesitz und daneben eine Vielzahl bäuerlicher Kleinstbetriebe, deren Kapitalmangel zu weiter anhaltender Landflucht Anlass gibt. Schwerpunkte der Viehhaltung (Schafe, Ziegen, Rinder) sind die Provinzen im Norden sowie im Zagrosgebirge.
 
Fischerei:
 
Trotz einer Küstenlänge von 2 500 km hat die Fischerei (Fangmenge 1993: 344 000 t) mit Ausnahme der Kaviarindustrie am Kaspischen Meer keine große wirtschaftliche Bedeutung.
 
Bodenschätze:
 
Rückgrat der iranischen Wirtschaft sind Erdöl (erstes Erdölfeld 1908 bei Masjid-e Sulaiman entdeckt) und Erdgas. 1977 war Iran mit einem Anteil von 9 % an der Welterdölförderung das viertwichtigste Förderland. Nach starkem Rückgang der Förderung und des Exports während des Krieges mit Irak liegt Iran (1994) mit 180,9 Mio. t wieder auf dem 4. Platz. Seit 1973 hat die iranische Regierung durch die National Iranian Oil Company (NIOC) die Verfügungsgewalt über das iranische Erdöl und Erdgas. Die gesamten Erdölvorräte belaufen sich auf (1993) 12,7 Mrd. t (9,3 % der Weltvorräte). Die Erdölfelder liegen im Wesentlichen am Südwestfuß des Zagrosgebirges, in Khusistan. Die Vorkommen in Lorestan werden von einer iranisch-japanischen Gesellschaft erschlossen. Das Rohöl wird zum größten Teil mittels Pipelines auf die Insel Charg im Persischen Golf gepumpt und von dort exportiert (die Insel ist der größte Erdölexporthafen der Erde); ein geringerer Teil wird in den Erdölraffinerien von Abadan (bis 1980 größte der Erde), Isfahan, Schiras, Täbris und Teheran sowie in den petrochemischen Werken verarbeitet. Im Verlauf des 1. Golfkriegs seit September 1980 wurden zahlreiche Förder-, Transport- und Exportanlagen sowie die Raffinerie von Abadan zerstört und bisher erst zum Teil wieder in Betrieb genommen. Die weiter südlich gelegenen Ladeplätze Sirri und Larate haben gegenüber Charg an Bedeutung gewonnen.
 
Erdgas besitzt als Energieträger in Iran eine herausragende Bedeutung. Zahlreiche Pipelines verbinden die wichtigsten Lagerstätten in Khusistan und Loristan mit den großen Städten. Für den bisher unbedeutenden Export von Gas gibt es zahlreiche Projektpläne mit benachbarten Staaten der GUS. Mit (1994) 20 Billionen m3 (12,6 % der Weltvorräte) verfügt Iran über die zweitgrößten Erdgasreserven. Mit einer Fördermenge von (1993) 25 Mrd. m3 liegt Iran weltweit an 12. Stelle.
 
Weitere wichtige Bodenschätze sind die Eisenerzvorkommen von Yazd und Bafg im Zentrum des Landes (Vorräte 1,2 Mrd. t Erz mit etwa 60 % Fe-Gehalt) sowie im Hinterland von Bender Abbas (600 Mio. t, 56-62 % Fe), Chromerz (Vorrat 8-9 Mio. t im Hinterland von Bender Abbas) und die Kupfererzvorkommen von Sar Tscheschmeh bei Kerman (Vorräte 800 Mio. t Erz mit 1,13 % Cu-Gehalt). Die Steinkohlenvorräte werden auf 6 Mrd. t geschätzt, Hauptabbaugebiete liegen bei Kerman und Semnan, doch reicht die Förderung für den Bedarf der iranischen Stahlindustrie nicht aus, sodass (1994) 400 000 t importiert werden mussten.
 
Industrie:
 
1994 arbeiteten 28 % der Erwerbstätigen in der Industrie. Im Zeitraum 1978-86 sank der Anteil der Industrie am BIP von 42 % auf 31 %, hat 1994 aber wieder 37 % erreicht. In mehreren Phasen wurden in den 1930er-, 1950er- und 1960er-Jahren Industrialisierungsprogramme durchgeführt. Nach der Erdölwirtschaft ist die Textilbranche (Spinnerei, Weberei, Verarbeitung, v. a. Teppichherstellung) der wichtigste Industriezweig; es folgen Bauindustrie, Maschinenbau, Metallerzeugung und -verarbeitung sowie Nahrungsmittelindustrie und chemische Industrie. Insgesamt ist das verarbeitende Gewerbe bereits beachtlich entwickelt. Die Industriebetriebe konzentrieren sich auf den Raum Teheran; mit Abstand folgen Isfahan, Täbris, Ahwas und Abadan.
 
Tourismus:
 
Der Golfkrieg hat zu erheblichen Einbußen im Reiseverkehr geführt: 1992 kamen 185 000 ausländische Besucher, v. a. Pilger aus Pakistan und der Türkei (1977: 690 000 Auslandsgäste). Die berühmten historischen Stätten Isfahan, Täbris, Susa und Persepolis werden zurzeit kaum von westlichen Touristen besucht.
 
Außenwirtschaft:
 
Nach einem kräftigen Rückgang während des Krieges mit Irak nimmt das Außenhandelsvolumen rasch wieder zu. 1993/94 standen Importen von 19,3 Mrd. US-$ (überwiegend Industriegüter) Exporte von 18,1 Mrd. US-$ gegenüber (80 % Erdöl und -produkte, 8 % Teppiche, 4 % Nüsse und Trockenfrüchte). Wichtigste Handelspartner sind Japan, Deutschland und Italien. Die Auslandsschulden stiegen seit den letzten Jahren stark an und erreichten 1994 mit 20 Mrd. US-$ bereits mehr als den Wert aller Ausfuhren im selben Jahr.
 
Verkehr:
 
Das Eisenbahnnetz umfasst eine Streckenlänge von (1995) 6 000 km. Die Transiranische Route (1 392 km, 1938 eröffnet) verläuft von Bender Torkoman am Kaspischen Meer über Teheran zum Persischen Golf (zu den Häfen Bender Khomeini und Khorramshar). Die Fertigstellung der Querverbindung Djolfa (an der aserbaidschanischen Grenze)-Täbris-Teheran-Meschhed folgte 1958; die Verlängerung bis Sarachs an der turkmenischen Grenze (und weiter bis Tajan) wurde 1996 in Betrieb genommen. Die Nordwest-Südost-Verbindung von der türkischen Grenze bei Kotur zur pakistanischen Grenze ist bis auf das letzte Teilstück zwischen Bam und Zahedan fertig gestellt und ermöglicht eine Eisenbahnverbindung zwischen Europa und dem indischen Subkontinent. Ein Abzweig dieser Strecke (von Bafk) führt seit 1995 auch zum Persischen Golf (Bender Abbas). Die Eisenbahn ist v. a. für den Massengütertransport wichtig.
 
Das Straßennetz (1995: rd. 250 000 km) ist in den letzten 15 Jahren zügig ausgebaut worden. Besonders wichtig sind die West-O-Verbindung von der irakischen bis zur afghanischen Grenze und die »Asienstraße« von Kwoi (türkische Grenze) nach Zahedan (pakistanische Grenze). Neben dem weiteren Ausbau der Hauptstraßen (z. B. Autobahn Teheran-Isfahan) werden jetzt auch viele Nebenstraßen asphaltiert. Da die Seeschifffahrt im Golf bis 1988 erheblich eingeschränkt war, haben die ehemals wichtigsten Häfen Khorramshar und Bender Khomeini sowie der Erdölhafen auf der Insel Charg viel von ihrer Bedeutung an die weiter südlich gelegenen Bender Abbas, Buschehr, Chahbahar und Lingeh verloren. Wichtige Häfen am Kaspischen Meer sind Bender Ansali und Bender Nowschahr. Wichtigster internationaler Flughafen ist Teheran, daneben gibt es ein dichtes Netz von Inlandverbindungen.
 
 
Die Anwesenheit von Menschen im westlichen Randgebirge Irans (Zagros) ist seit der mittleren Altsteinzeit (etwa 50 000 v. Chr.) bezeugt. Die als Baradostien und Zarzien bezeichneten Werkzeugtechniken gehen auf Jäger und Sammler der jüngeren Altsteinzeit zurück (Vorderasien, Vorgeschichte). Der Übergang zur Jungsteinzeit mit festen Siedlungen, Kultivierung von Pflanzen und Tierhaltung fand im Gebiet des Iran sehr früh statt (Ali Kosch). Das voll entwickelte Neolithikum ist an zahlreichen Orten festgestellt worden (Godintepe, Tepe Jahja, Tepe Sialk). Im 4. Jahrtausend erfolgte in Khusistan im Südwesten der Übergang zu einer städtisch geprägten Hochkultur, die in den folgenden beiden Jahrtausenden unter starkem Einfluss der mesopotamischen Kultur stand (Elam). Verbindungen zwischen dem iranischen Hochland und Mesopotamien bestanden schon früh durch den Lapislazulihandel, später durch den Zinnhandel und den Handel mit Steingefäßen (Tepe Jahja). Anfang des 2. Jahrtausends löste im Nordosten eine graue oder grauschwarze Keramik die älteren bemalten Waren ab und verbreitete sich im späten 2. Jahrtausend auch im Westen, wo sie möglicherweise die Einwanderung der indogermanischen Iranier anzeigt. Von diesen sind die Meder (Medien) nach assyrischen Quellen seit dem späten 9. Jahrhundert v. Chr. im Gebiet südlich des Urmiasees und die Perser im 7. Jahrhundert in der wohl nach ihnen benannten Landschaft Parsa, griechisch Persis (heute Fars) bezeugt. Andere iranische Stämme siedelten in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. im ganzen heutigen Iran sowie in den nördlich angrenzenden Gebieten und in Afghanistan; im Norden v. a. die Saken und Sarmaten, im Osten die Parther, Baktrer (Baktrien) und Sogdier (Sogdiana). Im 9. oder 8. Jahrhundert entstand im östlichen Iran und westlichen Afghanistan ein Staat, in dem der Religionsstifter Zarathustra wirkte.
 
Die Meder begründeten unter Kyaxares II. ein Großreich mit der Hauptstadt Ekbatana (heute Hamadan) und zerstörten das Assyrerreich (612 v. Chr.). Die Perser waren zunächst Vasallen der Meder, bis Kyros II., der Große (559-530 v. Chr.), aus dem Geschlecht der Achaimeniden, den Mederkönig Astyages besiegte (550 v. Chr.). Mit dem Sieg über den Lyderkönig Krösus 546 v. Chr. und der Einnahme Babylons 539 v. Chr. begründete er das persische Weltreich. Er beendete das Babylonische Exil der Juden. Kyros' Sohn und Nachfolger Kambyses II. (530-522 v. Chr.) bezwang Tyros, Zypern und Ägypten. Nach einem Umsturzversuch durch Gaumata riss Dareios I., der Große (522-486 v. Chr.), aus der jüngeren Linie der Achaimeniden das Perserreich an sich, das er neu begründete und durchorganisierte.
 
Der Ionische Aufstand (500-494 v. Chr.) eröffnete die Perserkriege gegen die Griechen, denen die persische Macht unterlag. Nach dem Tod Xerxes' I. (✝ 465 v. Chr.) setzte der Verfall des Reiches ein. Unter Artaxerxes III. (359-338 v. Chr.) kam es zu einem letzten Höhepunkt persischer Macht und Ausdehnung, bevor es unter Dareios III. (336/335-330 v. Chr.) Alexander dem Großen erlag. Nach dem Zerfall des Alexanderreichs herrschten in Iran die Seleukiden, die im 2. Jahrhundert v. Chr. den Parthern unter der Dynastie der Arsakiden weichen mussten.
 
Die Herrschaft der Parther schüttelte 224 n. Chr. Ardaschir I. (224-241) ab, der die Herrschaft der Sassaniden und das zweite große iranische Reich begründete. Die Sassaniden kämpften besonders unter Schapur I. (242-272) erfolgreich gegen Rom, festigten das Reich und machten im Osten Irans und in Indien Eroberungen. Einen Höhepunkt erreichte das Sassanidenreich unter Ardaschir II. (379-383), Schapur III. (383-388) und Bahram IV. (388-399). Dann traten zur äußeren Bedrohung durch Araber, Hunnen und Türken innere Schwierigkeiten, die erst Kawadh I. (488-531) beseitigte. Sein Sohn Chosrau I. (531-579) kämpfte mit Indern, Türken, Arabern und Byzanz. Der Krieg dauerte unter Hormisd IV. (579-590) und dessen Sohn Chosrau II. (588/591-628) an, der das Reich noch einmal auf den Gipfel der Macht hob, aber am Ende das eben Eroberte rasch wieder verlor. Nach inneren Wirren und seit 634 andauernden arabischen Angriffen leitete die Schlacht von Nehawend (642), südlich der alten Heerstraße von Babylon nach Ekbatana, das Ende des Sassanidenreichs ein.
 
 
Das Auftreten der muslimischen Araber bedeutete für die Geschichte Irans einen tief greifenden Wendepunkt. V. a. brachte der Beginn der islamischen Periode Irans dem Land einen neuen kulturellen Aufschwung. Der Islam löste allmählich den Zoroastrismus ab; trotz Einführung der arabischen Schrift und Übernahme zahlreicher arabischer Fremdwörter ins Persische pflegten die Iranier die Eigenständigkeit ihrer Sprache und Traditionen und beeinflussten wiederum das islamische Leben, obwohl das Arabische jahrhundertelang Verwaltungssprache blieb. Persische Literatur und Wissenschaft gelangten zu neuer Blüte. Die Besteuerung der Nichtmuslime förderte zwar die zunächst nur unter Zwang angenommene Islamisierung unter der Herrschaft der Omaijaden, rief aber in der breiten Bevölkerung auch nationalen Opportunismus hervor. Eine Steuerreform erzielte die finanzpolitische Gleichstellung zwischen Muslimen und Nichtmuslimen und bewirkte die Herausbildung einer islamischen persischen Beamtenklasse. Unter dem Abbasidenkalifat (749/750-1258) nahmen die Iranier zunehmend einflussreiche Stellungen ein und gründeten teilweise unabhängige nationale Staatengebilde. Träger der Lokaldynastien wurden meist nichtadlige Iranier, die vom Kalifat als Gouverneure in den eroberten Provinzen eingesetzt waren. Begünstigt waren die Gebiete im Osten, fern von Bagdad, das die Abbasiden zur Hauptstadt ihres Reiches erhoben hatten. So entstand in Khorasan die Dynastie der Tahiriden (821-873), die ihren Einfluss bis zum Indus und im Westen bis nach Raij ausdehnten. Die Saffariden (867-901) herrschten vornehmlich in Kirman, Fars und Sistan (dort noch wesentlich länger); unter den sunnitischen Samaniden in Transoxanien (873-999) und Khorasan (864-1005) erwachte ein neuer persisch-islamischer Renaissancegeist. Samarkand wurde Zentrum der persischen und arabischen Literatur und Wissenschaft für die islamische Welt. Im Westen Irans wirkten die saiditischen Bujiden (945-1055), die sogar Bagdad besetzten und dem Kalifen die Rolle des geistlichen Oberhauptes zuwiesen. Die schiitische Tendenz in der Bevölkerung Irans hatte ihre Wurzeln im westlichen Teil des Landes. Das 10. Jahrhundert wurde aber auch von Auseinandersetzungen mit türkischstämmigen Herrschern geprägt, die meist als Söldner und Leibgardisten im Dienst der iranischen Fürsten und Statthalter standen. So lösten die Ghasnawiden (um 977 bis Ende 12. Jahrhundert) die Herrschaft der Samaniden ab, pflegten aber die persisch-islamische Tradition ihrer Vorgänger. Besonders Mahmud von Ghazni (999- 1030) zog islamische Literaten und Gelehrte an seinen Hof. Auch die türkischstämmigen Seldschuken passten sich der kulturellen iranischen Eigenständigkeit an und wurden die eigentlichen Wegbereiter der iranischen Kultur unter den Türken Mittelasiens und Anatoliens. Sie vereinigten zeitweise fast ganz Persien unter ihrer Herrschaft und erweiterten ihren Machtbereich bis nach Syrien und Palästina (1076 Einnahme Jerusalems). Als Verfechter des sunnitischen Islam hatten sie sich in Westiran gegen die ultraschiitischen Ismailiten zu wehren, im islamischen Osten festigte sich unter Alp Arslan (1063-72) und Melikschah (1072-92) die religiöse, politische und wissenschaftliche Tradition. Nicht zuletzt gebührte dieses Verdienst ihrem persischen Minister Nisam al-Mulk. In Khorasan erhielt sich Sandschar (1118-58) eine Hausmacht; die Seldschuken erlagen 1194 den aufstrebenden Charism-Schahs, die Anfang des 13. Jahrhunderts fast ganz Iran beherrschten, als der Mongolensturm ihre Macht brach.
 
Unter Dschingis Khan eroberten die Mongolen 1218 Transoxanien, 1220 Khorasan und Nordiran bis Aserbaidschan, verwüsteten die Gebiete, verbrannten wertvolle Kunst- und Literaturschätze und richteten unter der Bevölkerung Blutbäder an. 1256 folgte der zweite Ansturm unter Hülägü, der Iran in die Gewalt der nichtislamischen Dynastie der Ilchane (1256 bis um 1335) brachte und 1258 mit der Einnahme Bagdads das Abbasidenkalifat beendete. Die Ilchane bemühten sich wiederum, Mäzene iranischer Kultur zu werden, und befruchteten durch ihre Verbindungen zu China besonders die persische Malerei an ihren Residenzen in Westiran. Erneute Stammesfehden zwischen mongolischen Prätendenten und einheimischen Dynastien, z. B. den Musaffariden in Südiran (1314-1392), endeten mit den blutigen Einfällen Timurs, der in Ostiran ein Tatarenreich gegründet hatte und plündernd (1386 Zerstörung Isfahans) nach Westen zog. Nach seinem Tod (1405) wurde sein Reich aufgeteilt. Seine Söhne Schah Roch (1405-47) und Husain Baikara (1469-1506) förderten den Wiederaufbau des zerstörten Landes, und die timuridischen Hauptstädte Samarkand und Herat erlebten ihre architektonische Blütezeit. Neben ihnen beherrschten nach 1450 die turkmenischen Stammesbünde des »Schwarzen Hammels«, dann die des »Weißen Hammels« West-Iran.
 
 Neuere Zeit bis 1921
 
Im 15. Jahrhundert verschmolz Iran politisch, religiös und national zu einer Einheit, auch wenn der Osten des Landes zunehmend türkische und lokale Elemente aufnahm und Verfechter sunnitischer Orthodoxie blieb. Der kulturelle Schwerpunkt verlagerte sich indes nach Westiran. Die Stadtbevölkerung neigte dort mehr zur Anpassung an die herrschenden Schichten, und so formte sich unter der Dynastie der Safawiden (1501-1722) langsam ein persischer Nationalcharakter. Obwohl türkischer Abstammung, konnte der aus Aserbaidschan stammende Begründer der Safawiden, Ismail I. (1501-24), Westiran, Armenien und Mesopotamien einnehmen und den Glauben der Zwölferschiiten etablieren. Im Osten schlug er 1510 bei Merw die von Transoxanien eindringenden Usbeken, unterlag aber 1514 dem Osmanensultan Selim I. in Aserbaidschan. Damit endete Ismails Expansionspolitik. Seine Blütezeit erlebte Iran unter Schah Abbas I., dem Großen (1588-1629), der die Hauptstadt (seit 1529 Kaswin) 1598 nach Isfahan verlegte. In verstärktem Maße schickten nun auch europäische Staaten wie England, Holland und Frankreich Gesandtschaften an den persischen Hof, um See- und Handelswege zu ihren Kolonien zu sichern. Unter den folgenden Herrschern erlebte Iran eine relativ ruhige Zeit, bis ein sunnitischer Aufstand in Afghanistan (1709-22) den Safawiden unter Hosain (1694-1722) ein Ende bereitete. Nadir, ein General Hosains, aus dem turkmenischen Stamm der Afschar, eroberte das Gebiet nach acht Jahren zurück und ernannte sich 1736 - nachdem er die Schattenherrschaft der letzten safawidischen Prinzen abgeschüttelt hatte - zum Schah von Persien. Nach einem Überfall auf Delhi (1739) verpflichtete er den Großmogul zu Tributzahlungen. Nach der Ermordung Schah Nadirs (1747) gründete Ahmed Schah Durrani ein unabhängiges Afghanistan. Im Südwesten, mit dem Mittelpunkt Schiras, herrschte der Kurde Karim Khan Zand fast 30 Jahre (als Wakil, »Stellvertreter«). Nach dessen Tod (1779) fiel das Land wieder in politisches Wirren, aus denen die Kadjaren als Sieger hervorgingen.
 
Diesen gelang 1794 unter der Führung des Turkmenen Agha Mohammed, der allerdings Georgien an Russland abtreten musste, eine neue Einigung des ganzen Landes, nunmehr mit der Hauptstadt Teheran. Auf Agha Mohammed folgte 1797 sein Neffe Fath Ali (✝ 1834), der die Herrschaft der Dynastie festigte, dem persischen Reich Khorasan zurückgewann und sich trotz ausländischer Einflussnahme behauptete, freilich unter dem Verlust Armeniens und der nördlichen Hälfte Aserbaidschans an die Russen (1813 Frieden von Golistan, 1828 von Türkmentschai). Nach seinem Tod geriet Iran in den machtpolitischen Interessenkonflikt zwischen Russland und Großbritannien um die Erweiterung ihres Einflusses im Mittleren Orient. Nach der zeitweiligen Besetzung Afghanistans 1839 und des Hafens Buschehr gewannen die Briten das Übergewicht, während die Volksmeinung zeitweilig den Russen zuneigte, ohne dass Iran jedoch während des Krimkrieges (1853-56) zu deren Gunsten gegen das Osmanische Reich vorging. In dieser Zeit wurde die Grenze zu Afghanistan festgelegt. Die religiöse Bewegung des Babismus erschütterte das Land; die Bahai-Religion konnte seit 1860 eine beträchtliche Zahl von Anhängern gewinnen.
 
Nasir od-Din (1848-96) begann, zum Teil unter dem Einfluss mehrerer Europareisen, mit einschneidenden Reformen, z. B. auf dem Gebiet des Münzwesens und der Post. Er führte 1856/57 den letzten Krieg Irans für lange Zeit und konnte dank des britisch-russischen Gegensatzes letztlich die Unabhängigkeit seines Landes wahren. Doch begann unter ihm der Kampf der Nachbarn um allerlei Konzessionen im Lande. Als besonders weit reichend erwies sich später die dem Kanadier W. K. D'Arcy 1901 erteilte Konzession zur Gewinnung von Erdöl. Der neue, schwache Schah Mosaffar od-Din (1896-1907) musste unter dem Druck einiger aufgeklärter Großgrundbesitzer sowie der schiitischen Geistlichen in die Einberufung einer Nationalversammlung einwilligen und 1906 eine Verfassung (bis 1979 gültig) erlassen. 1907 wurde das Land in eine britische (im Südosten), eine russische (im Nordwesten) und eine neutrale Zone aufgeteilt und damit während des Ersten Weltkrieges ein Spielball fremder Mächte. Russische, türkische und britische Truppen besetzten das offiziell neutrale Land. Auch die Deutschen versuchten ihren Einfluss geltend zu machen.
 
Die Revolution in Russland (1917) und die Annullierung des russisch-britischen Vertrages von 1907 über Persien seitens der bolschewistischen Regierung schwächten den russischen Druck auf das Land ab. 1919 besetzte Großbritannien fast ganz Persien und drängte dessen Regierung zum Abschluss eines Protektoratsvertrags, der jedoch nicht ratifiziert wurde. Als die Regierung des bolschewistischen Russland im russisch-persischen Vertrag vom 26. 2. 1921 auf alle russischen, in der Zarenzeit gewonnenen Ansprüche (z. B. aus Anleihen, Konzessionen und Verträgen) gegenüber Iran verzichtete und ihre Truppen abzog, setzte auch Großbritannien am selben Tag den Vertrag von 1919 außer Kraft.
 
 Iran unter Resa Pahlewi
 
Nach einem Staatsstreich (22. 2. 1921) übernahm Resa Khan an der Spitze einer Kosakenbrigade die Macht in Teheran. Als Kriegsminister unterwarf er an der Spitze neu gebildeter Heereseinheiten 1921-23 die fast unabhängigen Machthaber in den Provinzen. Als Premierminister (1923-25) stärkte er die Zentralgewalt. Am 31. 10. 1925 setzte er Schah Ahmed ab und ließ sich am 12. 12. 1925 vom Parlament zum Schah wählen. Am 24. 4. 1926 wurde er gekrönt.
 
Gestützt auf Armee und Bürokratie, beeinflusst von den Ideen Kemal Atatürks, reorganisierte Schah Resa das Heer-, Finanz- und Justizwesen. Er legte den Grundstein für eine an europäischen Vorbildern orientierte Gesetzgebung (1926 Verabschiedung eines Straf-, 1928 eines Zivilgesetzbuches); er trieb Industrialisierung und Technisierung (u. a. Bau der transiranischen Eisenbahn) voran. Im gesellschaftspolitischen Bereich begann er eine Landreform, errichtete einheitliche säkulare Volksschulen, schaffte den Verschleierungszwang für Frauen ab und führte Kleidung nach europäischem Muster für Männer ein.
 
Um die Unabhängigkeit seines Staates nach außen bemüht, erzwang er u. a. 1932/33 günstigere Vertragsbedingungen gegenüber der »Anglo-Persian Oil Company«. 1935 ersetzte »Iran« als amtliche Bezeichnung den bisherigen Staatsnamen Persien. 1937 schloss Iran mit Nachbarstaaten einen Nichtangriffspakt (»Pakt von Sadabad«). Da Schah Resa den deutschen Einfluss stark gefördert hatte (Industrialisierung und öffentliche Bautätigkeit mit deutscher Hilfe), galt er im Zweiten Weltkrieg als Freund der Achsenmächte und musste, nachdem britische (später auch amerikanische) und sowjetische Truppen seit 1941 Iran besetzt hatten, am 16. 9. 1941 zugunsten seines Sohnes Mohammed Resa auf den Thron verzichten.
 
Die Herrschaft Schah Resas revolutionierte die soziale und geistige Struktur Irans. Seine Säkularisierungsbestrebungen schwächten zeitweise die traditionellen islamischen Kräfte und förderten eine europäische orientierte Bürgerschicht. Seine zunehmend despotische Herrschaft trug dazu bei, dass besonders das Militär, das Beamtentum und die Großgrundbesitzerschicht Nutznießer der angestrebten Reformen wurden.
 
 Die Herrschaft Mohammed Resas
 
Als Schah Mohammed Resa 1941 den Thron bestieg, wurde Iran in der Folgezeit faktisch von den Besatzungsmächten abhängig. Während die britischen und amerikanischen Truppen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 ihre Positionen in Iran räumten, suchte die UdSSR, militärisch gestützt auf ihre Truppen, politisch auf die (kommunistische) Tudeh-Partei, die iranischen Teile Aserbaidschans aus dem Staatsverband Irans zu lösen. Nachdem ihr dies nicht gelungen war, zog sie sich auch aus Iran zurück. 1949 wurde die Tudeh-Partei verboten.
 
Unter Führung von M. Mossadegh entstand 1950 eine starke politische Bewegung gegen den britischen Einfluss in Iran, die v. a. die Enteignung der Anglo-Iranian Oil Company forderte; sie wandte sich zugleich auch immer stärker gegen den Schah. Ende April 1951 zum Ministerpräsidenten gewählt, verstaatlichte Mossadegh die Anglo-Iranian Oil Company; er löste damit einen außenpolitischen Konflikt mit Großbritannien aus, unter dessen Führung nun eine Blockade der iranischen Ölindustrie v. a. durch die westlichen Abnehmerländer einsetzte. Als Mossadegh im Zuge einer Verfassungsreform die Rechte des Schahs einzuschränken suchte, stürzte ihn die Armee im August 1953. Sein Nachfolger M. F. Sahedi rief den Schah, der auf dem Höhepunkt der Verfassungs-Krise ins Ausland geflohen war, zurück. Mit der Unterzeichnung eines Erdölabkommens (1954) wurde die Nationalisierung der Erdölförderung anerkannt, die tatsächliche Kontrolle jedoch an ein Konsortium aus Gesellschaften der USA, Frankreichs und der Niederlande übertragen.
 
Unter dem Eindruck anhaltender Streikbewegungen, v. a. in der Erdölindustrie (1956-61), leitete Mohammed Resa seit etwa 1960 unter dem Schlagwort »weiße Revolution« Reformen ein: Bodenreform, Bildung landwirtschaftlicher Genossenschaften, teilweise Beteiligung der Arbeiter am Betriebsgewinn, Gewährung politischer Rechte für die Frau und Ausbau des Gesundheitswesens. Dennoch kam es zu Unruhen (1963), die mit Waffengewalt unterdrückt wurden (über 4 000 Tote).
 
Mithilfe der USA rüstete der Schah die Armee auf. Das Wirtschaftsleben war gekennzeichnet durch das Anwachsen ausländischer Konzerne. Besonders starke Investitionsausgaben führten allmählich zu einer schweren Verschuldung. Der größte Teil der Bevölkerung litt unter den zunehmenden Lebenshaltungskosten. Infolge der Unterdrückung jeglicher Opposition wurde die Kluft zwischen den sozialen Gruppen immer größer.
 
In seiner Außenpolitik neigte Mohammed Resa den westlichen Mächten (d. h. besonders den USA und der von ihnen geführten Staatengruppe in Europa) zu. 1955 trat Iran dem Bagdadpakt (später CENTO) bei, schloss 1959 ein Verteidigungsabkommen mit den USA und intensivierte seine wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland, zu Frankreich, Großbritannien und den USA. Um eine einseitige Bindung an die Westmächte zu vermeiden, wurde ein gutes Verhältnis zur UdSSR und den anderen Ostblockstaaten angestrebt (1970 Verwirklichung eines Erdgasabkommens mit der UdSSR; Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Volksrepublik China). Nachdem Iran 1969 den Grenzvertrag von 1937 gekündigt hatte, schloss es 1975 mit Irak ein neues Grenzabkommen über die beiderseitige Grenze am Schatt el-Arab und verzichtete dabei auf die Unterstützung der Kurden in Irak.
 
Der besonders von der schiitischen Geistlichkeit getragene Unmut gegen Korruption, Verwestlichung und Vernachlässigung religiöser Werte des Islam wurde von der Polizei und dem staatlichen Geheimdienst (Savak) unterdrückt. Für 1977 wurden von Amnesty International zwischen 25 000 und 100 000 politische Gefangene in Iran genannt. Zwischen August 1978 und Februar 1979 wuchs der Widerstand zu einer besonders von dem in Paris im Exil lebenden Ayatollah Khomeini geführten revolutionären Bewegung an, die zum Sturz des Schahs und seines Regierungssystems führte. Im Januar 1979 ging Mohammed Resa mit seiner Familie außer Landes.
 
 Iran als Islamische Republik
 
Begleitet von Massendemonstrationen sympathisierender Teile der Bevölkerung, kehrte Khomeini am 1. 2. 1979 aus dem Exil nach Teheran zurück. Anstelle der noch von Schah Mohammed Resa eingesetzten Regierung unter S. Bachtiar ernannte er M. Basargan zum Leiter einer provisorischen Regierung, die dem am 12. 2. gebildeten Revolutionsrat unterstellt wurde. Revolutionsgerichte, unterstützt von Volksmilizen, führten eine blutige »Säuberung« des Landes von Repräsentanten des abgesetzten kaiserlichen Regierungssystems in Verwaltung, Armee und Geheimdienst durch. Nach einer Volksabstimmung (30. 3. 1979) proklamierte Khomeini am 1. 4. die Islamische Republik. Mit dem Rücktritt der Regierung Basargan übernahm der Revolutionsrat direkt die Regierung Zunehmend verfolgte das neue fundamentalistisch-islamische Regime, getragen von der schiitischen Geistlichkeit, militärisch gestützt von der Formation der »Islamischen Revolutionswächter«, geistliche und nichtgeistliche Kritiker des radikalen Kurses. Die im Dezember 1979 verabschiedete Verfassung offenbarte deutlich die Stärke der extremen religiösen Kräfte. Der im Januar 1980 gewählte Staatspräsident A.-H. Bani Sadr scheiterte an seinem Konflikt mit der von radikalen Kräften bestimmten »Islamisch-Republikanischen Partei« und wurde im Juni 1981 von Khomeini abgesetzt. Die von marxistischen Ideen beeinflussten »Volksmudjahedin« entwickelten sich zu seiner militanten Opposition, die sich einer brutalen Verfolgung in Iran ausgesetzt sah (Hinrichtung zahlreicher Mitglieder, Leitung im Exil). Im Oktober 1981 wurde der Hodjatoleslam A. Khamenei zum Staatspräsidenten gewählt (wieder gewählt 1985). Im November 1981 übernahm H. Mussawi als Ministerpräsident die Führung der Regierung (bestätigt 1985 und 1988). Der Parlamentspräsident Hodjatoleslam A. A. H. Rafsandjani stieg in den engeren Führungskreis Irans auf. Die Gesellschaft Irans wurde in all ihren Bereichen (Verwaltung, Recht, Erziehung und Wirtschaft) im Sinne eines fundamentalistisch verstandenen Islam umgestaltet; die Verdammung alles Westlichen griff einschneidend in das kulturelle Leben ein und veranlasste viele Intellektuelle zur Emigration. Mit gewalttätigen Mitteln ging die Führung des Landes gegen religiöse und ethnische Minderheiten sowie gegen oppositionelle Strömungen vor. Nach Angaben von Amnesty International gab es Tausende von Hinrichtungen.
 
In seiner Außenpolitik wandte sich Khomeini v. a. gegen die USA und trat im Nahostkonflikt als einer der radikalsten Gegner des Staates Israel hervor. Mit der von revolutionären islamischen Kräften durchgeführten Geiselnahme von 52 Angehörigen der amerikanischen Botschaft in Teheran (1979-81), deren Gefangenschaft 444 Tage dauerte und ein zu deren Befreiung von der CIA unternommenes Kommandounternehmen 1980 scheiterte, erreichten die Beziehungen zu den USA ihren Tiefpunkt. Im Streit um die Grenze im Bereich des Schatt el-Arab griff Irak im September 1980 Iran an (1. Golfkrieg). Die militärischen, politischen und wirtschaftlichen Anstrengungen in diesem Krieg bestimmten die Entwicklung Irans bis zum Abschluss eines Waffenstillstandes (August 1988). 1989 führte der Mordaufruf Khomeinis gegen den Schriftsteller S. Rushdie zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Großbritannien. - Nach dem Tode Khomeinis (3. 6. 1989 ernannte der islamische »Wächterrat« Khamenei zum »Fakih«, d. h. zum obersten geistlichen Führer Irans.
 
Zugleich mit der Verfassungsänderung vom 28. 7. 1989 wählte die Bevölkerung Rafsandjani zum Staatspräsidenten (wieder gewählt am 11. 6. 1993, zugleich Regierungschef), der eine von den radikalen islamischen Kräften kritisierte vorsichtige wirtschaftliche Liberalisierung und außenpolitische Öffnung gegenüber dem Westen betrieb, aber an der repressiven Politik gegenüber der politisch-religiösen Opposition festhielt. In zwei Wahlgängen (am 11. 4. und 8. 5. 1992) fanden die ersten Parlamentswahlen seit dem Tod Khomeinis statt, aus denen die Anhänger Rafsandjanis mit rd. 70 % der Stimmen als Sieger hervorgingen. Aufgrund der ausbleibenden innenpolitischen Liberalisierung (u. a. strenge Zensur) sowie der weiterhin schlechten Wirtschaftssituation kam es seit 1991 wiederholt zu regierungsfeindlichen Kundgebungen und blutigen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften und Revolutionsgardisten. Nach einer UN-Resolution von 1992, die v. a. Massenhinrichtungen, Folterungen, die Steinigung von Frauen sowie die Verfolgung von religiösen Minderheiten (u. a. der Bahai) anprangerte, richtete auch Amnesty International im Mai 1995 schwere Vorwürfe gegen die iranische Regierung wegen anhaltender Menschenrechtsverletzungen v. a. an Oppositionellen in und außerhalb des Landes. Eine EU-Initiative, die Iran 1995 zum Abrücken von dem im Februar 1993 erneuerten Todesurteil (Fetwa) gegen den Schriftsteller Rushdie bewegen wollte, blieb ohne Erfolg.
 
Nach einem Attentatsversuch auf Rafsandjani (1. 2. 1994) und Unruhen in Südostiran im Februar 1994 erhielt Innenminister Mohammed Bascharati mit der Ernennung zum stellvertretenden Oberkommandierenden der Sicherheitskräfte zusätzlicher Kompetenzen.
 
Im 2. Golfkrieg (Januar/ Februar 1991) blieb Iran neutral. Im Zuge der blutigen Unterdrückung der kurdischen und schiitisch-muslimischen Aufstandsbewegung in Irak flohen über 1 Mio. Menschen nach Iran 1992 bekräftigten Iran, Irak und Syrien indes ihre Absicht, einen selbstständigen Kurdenstaat zu verhindern: 1991 und 1992 drangen türkische Truppen in Iran ein, um Stützpunkte der »Arbeiterpartei Kurdistans« (PKK) anzugreifen. Im Laufe der Jahre 1993 und 1994 griff die iranische Luftwaffe das Hauptquartier der »Demokratischen Partei Iranisch-Kurdistans« (DPKI) auf irakischem Gebiet an. In den innerkurd. Auseinandersetzungen in Irak, die 1996 durch schwere Kämpfe zwischen der von irakischen Truppen unterstützten »Demokratischen Partei Kurdistans« (DPK) unter M. Barsani und der von J. Talabani geführten »Patriotischen Union Kurdistans» (PUK) erneut eskalierten, leistete Iran der PUK Hilfe.
 
Mit der Aufhebung der Begrenzung von Auslandsinvestitionen im Mai 1992 suchte Iran die Handelsbeziehungen mit den westlichen Industriestaaten und internationalen Kreditinstituten zu normalisieren. Die USA nahmen im Juni 1991 die 1987 suspendierten Erdöleinfuhren aus Iran wieder auf; im März 1994 rückten sie zum größten Handelspartner Irans auf. Gleichwohl trat am 8. 6. 1995 ein amerikanisches Embargo gegen Iran in Kraft, das die USA mit der Unterstützung des internationalen Terrorismus durch Iran begründeten. Gegen ein im August 1996 von den USA verabschiedetes Gesetz, wonach alle ausländischen Unternehmen, die mehr als 40 Mio. US-$ pro Jahr in die Erdöl- oder Erdgasindustrie Irans investieren, mit Sanktionen bedroht wurden, legte die iranische Regierung im August 1996 Klage vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag ein. Im selben Monat vereinbarten die vom islamischen Ministerpräsidenten N. Erbakan vertretene Türkei und Iran einen Vertrag über die Lieferung iranischen Erdgases (Gesamtwert etwa 30 Mrd. Mark, Laufzeit 23 Jahre ab 1999).
 
Gegenüber dem Nahostfriedensprozess nahm Iran eine vehement ablehnende Haltung ein. Nach der irakischen Niederlage im 2. Golfkrieg strebte es verstärkt nach einer Vormachtrolle im Gebiet des Persischen Golfs, erhöhte seine Rüstung und begann in Konkurrenz mit der Türkei um Einfluss in den 1991 unabhängig gewordenen zentralasiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion zu ringen. Die Beziehungen zu den mittelasiatischen Staaten intensivierte Iran mit dem Abschluss von verschiedenen Abkommen in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Transport und Kultur (u. a. im Mai 1996 Eröffnung einer iranisch-turkmenischen Eisenbahnverbindung und der als zentralasiatischen Verkehrsdrehscheibe und Produktionsstandort vorgesehenen Freihandelszone Sarakhs).
 
Im Zusammenhang mit den Parlamentswahlen 1996 (8. 3./19. 4.) verstärkte sich der Machtkampf zwischen den technokratischen Anhängern Rafsandjanis und den radikal-fundamentalistischen Kräften. Zwar konnten sich die Rafsandjani nahe stehenden Kräfte in den Wahlen durchsetzen, doch nahmen mit der Ernennung Ali Akbar Natek-Nuris (Vertrauter von Ayatollah Khamenei) zum Parlamentspräsidenten im Juni 1996 wieder die konservativen Vertreter eine wichtige Position ein. Im Mai 1997 wurde der ehemalige Kulturminister und als gemäßigt geltende Mullah Saijid Mohammed Khatami zum Staatspräsidenten gewählt (Amtsantritt am 3. 8. 1997). Dessen Versuch einer allmählichen innenpolitischen Liberalisierung und Annäherung an den Westen stieß auf heftigen Widerstand, insbesondere der konservativen Geistlichkeit. Innenpolitischer Konfliktstoff erwuchs u. a. aus der später Agenten des iranischen Geheimdienstes angelasteten Ermordung mehrerer systemkritischen Intellektueller (November/Dezember 1998), einer repressiven Pressepolitik (Verbot verschiedener liberaler Zeitungen) und einem auch ausländische Aufmerksamkeit erregenden Prozess gegen dreizehn 1999 verhaftete iranische Juden aus Isfahan und Schiras, die der Spionage für Israel angeklagt wurden (Gerichtsprozess von April bis Anfang Juli 2000). Im Juli 1999 wurden die von Unruhen begleiteten Demonstrationen reformorientierter Studenten in Teheran unterdrückt (danach etwa 1 400 Verhaftungen). Bei den Parlamentswahlen am 18. 2. 2000 gewannen die Reformkräfte, als deren Hochburg sich v. a. Teheran erwies, die absolute Mehrheit im Madjlis (nach innenpolitischen Behinderungsversuchen seitens konservativer Kräfte durch den zweiten Wahlgang am 5. 5. 2000 bestätigt). Neuer Parlamentspräsident wurde Ende Mai 2000 der Reformpolitiker Mehdi Kharroubi. Angesichts der nur begrenzten Macht von Präsident Khatami und der sich verschärfenden repressiven Maßnahmen der konservativen Kräfte sahen sich die Reformkräfte aber zunehmend in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt. Am 8. 6. 2001 wurde Khatami mit einer deutlichen Mehrheit von rund 77 % der Stimmen bei Präsidentschaftswahlen im Amt bestätigt.
 
Außenpolitisch kam es 1998 nach der Ermordung mehrerer iranischer Diplomaten zu einem schweren Konflikt mit den Taliban in Afghanistan. Das Ende 1997 von Khatami unterbreitete Dialogangebot griffen die USA 1998 - zunächst noch zurückhaltend — auf (1999 Lockerung der amerikanischen Sanktionen). Iran verstärkte seine diplomatischen Kontakte zu den arabischen Staaten (u. a. 1999 erster Präsidentenbesuch in Saudi-Arabien seit 1979). Es konnte auch seine v. a. wegen des Urteils im Mykonosprozess (1997) belasteten Beziehungen zur EU und insbesondere zu Deutschland (zusätzliche Spannungen wegen der mehr als zweijährigen Inhaftierung des Hamburger Geschäftsmannes Helmut Hofer bis Januar 2000) deutlich verbessern; dem diente u. a. der Deutschland-Besuch Präsident Khatamis im Juli 2000. Die Terroranschläge in den USA am 11. 9. 2001 verurteilte die Führung Irans scharf, wandte sich aber auch gegen die amerikanische Militäraktion in Afghanistan und bemühte sich (zeitweise von den USA des Kontakts mit der Terrororganisation »al-Qaeda« bezichtigt) um eine vermittelnde Rolle gegenüber der neu gebildeten afghanischen Interimsregierung unter Hamid Karsai. Der US-amerikanische Vorwurf an Iran, ein Hauptförderer des Terrorismus zu sein, und seine Zuordnung zu einer »Achse des Bösen« lösten nicht nur Proteste im Land aus, sondern auch das vom »Revolutionsführer« Khamenei verhängte Verbot für jegliche Kontakte mit der amerikanischen Regierung. Im Juni 2002 verkündete die Europäische Union ihre Absicht, mit Iran Verhandlungen über ein Handels- und Kooperationsabkommen aufzunehmen, begleitet von einer gesonderten Vereinbarung über einen politischen Dialog.
 
 
Allgemeines:
 
Y. M. Nawabi: A bibliography of I.. .., 6 Bde. (Teheran 1969-84);
 A. Gabriel: Die religiöse Welt des I. (1974);
 
Der I., hg. v. U. Gehrke u. a. (21976);
 E. Ehlers: I. (1980);
 N. S. Hetherington: Industrialization and revolution in I., in: Middle East Journal, Jg. 36 (Washington, D. C., 1982); R. Pohanka: Bibliogr. des I. (Wien 1985);
 S. Tellenbach: Unters. zur Verf. der islam. Rep. I. vom 15. November 1979 (1985);
 M. Balaghi-Mobayen: Die wirtschaftl. Entwicklung des I. seit dem Zweiten Weltkrieg unter dem Gesichtspunkt der außenwirtschaftl. Verflechtung. Ein Beitr. zur sozio-ökonom. Entwicklung (1992);
 A. A. Mardjani: Islamisierung eines Wirtschafts- u. Gesellschaftssystems. Dargestellt am Beispiel der sozio-ökonom Umgestaltung in der Islam. Rep. I. (Diss. Dortmund 1996).
 
 
G. G. Cameron: History of early I. (Chicago, Ill., 1936, Nachdr. New York 1968);
 
A. E. Christensen: L'I. Sous les Sassanides (Kopenhagen 21944, Nachdr. Osnabrück 1971);
 
F. Altheim: Weltgesch. Asiens im griech. Zeitalter, 2 Bde. (Halle 1947-48);
 
F. Altheim: u. R. Stiehl: Gesch. Mittelasiens im Altertum (1970);
 
F. Steppat: I. zw. den Großmächten, 1941-48 (1948);
 
B. Spuler: I. in frühislam. Zeit (1952);
 
B. Spuler: Die Mongolen in I. (Leiden 41985);
 
H. Arfa: Under five shahs (London 1964);
 
A. Bausani: Die Perser (a. d. Ital., 1965);
 
E. G. Browne: The Persian revolution of 1905-1909 (Neuausg. London 1966);
 
Mūhammad Riżā Pahlawī: Die soziale Revolution I.s (a. d. Pers., 1967);
 
The Cambridge history of I., hg. v. W. B. Fisher u. a., auf mehrere Bde. ber. (Cambridge 1968 ff.);
 
G. Lenczowski: Russia and the West in I.: 1918-48 (Neuausg. Westport, Conn., 1968);
 
H. Algar: Religion and state in I., 1785-1906. The role of ulama in the Qājar period (Berkeley, Calif., 1969);
 
H. Algar: Mīrzā Malkum Khān. A study in the history of Iranian modernism (ebd. 1973);
 
P. M. Sykes: A history of Persia, 2 Bde. (London 31969);
 
A. R. Arasteh: Man and society in I. (Neuausg. Leiden 1970);
 
R. N. Frye: The golden age of Persia. The Arabs in the East (London 1975);
 
R. N. Frye: Persien (a. d. Engl., Neuausg. 1975);
 
R. N. Frye: The history of ancient I. (München 1984);
 
M. Zonis: The political elite of I. (Neuausg. Princeton, N. J., 1976);
 
C. E. Bosworth: The medieval history of I., Afghanistan and Central Asia (London 1977);
 
B. Brentjes: Die iran. Welt vor Mohammed (Leipzig 21978);
 
I., in Encyclopaedia of Islam, Bd. 4 (Neuausg. Leiden 1978);
 
I. Munshī: The history of Shah 'Abbas the Great, 2 Bde. (a. d. Pers., Boulder, Colo., 1978);
 
V. Minorsky: The Turks, I. and the Caucasus in the Middle Ages (London 1978);
 
A. T. Olmstead: History of the Persian empire (Neuausg. Chicago, Ill., 1978);
 
E. L. Daniel: The political and social history of Khurasan under Abbasid rule, 747-820 (Minneapolis, Minn., 1979);
 
J. R. Perry: Karīm Khān Zand. A history of I. 1747-1779 (Chicago, Ill., 1979);
 
H. N. Khomeini: Islam and revolution. Writings and declarations, übers. v. H. Algar (Berkeley, Calif., 1981);
 
D. N. Wilber: I. past and present (Princeton, N. J., 91981);
 
Reichsidee u. Reichsorganisation im Perserreich, bearb. v. P. Frei u. a. (Freiburg 1983);
 
E. Kaempfer: Am Hofe des pers. Großkönigs: 1684-85 (a. d. Lat., Neuausg. 1984);
 
S. Küppers: Die islam. Rep. I. oder kulturgebundene Aktionsmuster für die Bewältigung der Probleme eines Staates im 20. Jh. (1991);
 
U. Encke: Das Spannungsverhältnis zw. islam. Fundamentalismus u. Marktwirtschaft. Eine Analyse der Abläufe in der »islam. Wirtschaft« des nachrevolutionären I. (1993);
 
Fischer-Weltgesch. Bd. 5: Die Mittelmeerwelt im Altertum, Tl. 1: Griechen u. Perser, hg. v. H. Bengtson (129.-130. Tsd. 1993);
 
G. Schweizer: I., Drehscheibe zw. Ost u. West (31996);
 
P. Gatter: Khomeinis Erben. Machtpolitik u. Wirtschaftsreformen im I. (1998);
 
J. Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. (Neuausg. 1998).

* * *

Iran; -s, (auch:) der; -[s]: Staat in Asien: I. machte am Montag deutlich, dass es noch Reparationszahlungen für die Schäden aus dem Golfkrieg erwartet (FR 11. 9. 90, 1); die Hauptstadt des I./des -s.

Universal-Lexikon. 2012.